Der AK ist ungefähr 1969
zunächst als lose Vereinigung entstanden, um Einfluss auf die Neugestaltung des Schulgesetzes in Baden-Württemberg nehmen zu können. Die Initiative ging von den württ. / evang. Kollegen
(Fachgemeinschaft) aus. Dazu kamen die bad./ evang. Kollegen (Fachverband). Auf kath. Seite ging der Kontakt über den Verband der Geistlichen Religionslehrer an Gymnasien (Alfons Musterle) zu den
Katechetinnen (Annemarie Tugendhat) und den Religionslehrern der Diözese Rottenburg (Josef Funk). Erst später kamen die Religionslehrer an Beruflichen Schulen dazu. Die lose Vereinigung war nun
immerhin so fest, dass 1972 daraus der AK entstand. Wieder ging die Initiative von der evang. Seite (Hans Wittmann) aus. Auf der kath. Seite waren inzwischen die Geistlichen Religionslehrer (nur noch
wenige) im Verband der Religionslehrer in der Diözese Rottenburg aufgegangen. Auf evang. Seite waren die badischen Kollegen dazu gekommen. Auch die Schulabteilung des VBE bekundete ihr Interesse an
einer Mitgliedschaft. Nach ausführlichen Beratungen mussten wir aber - um der Transparenz in der Verbandslandschaft willen - absagen. Immerhin: Wir wurden als AK
wahrgenommen!
Der Tagungsort war anfangs
die Religionspädagogische Arbeitsstelle in Bad Cannstatt Zeit: mittwochs von 15 - 18 Uhr. Als wir merkten, dass der letzte Teilnehmer eintraf, wenn der erste bereits wieder aufbrach, hat Josef Funk
damals angeregt, von Freitag Abend bis Sonntag nach dem Mittagessen zu tagen auch, um sich besser kennen zu lernen. Tagungsort wurde dann das Gasthaus zum Hirschen in Wittnau (Wohnort von Elmar
Dressel, dem Vorsitzenden des Verbands Kath. Religionslehrer in Baden). Auf Wunsch des Fachverbands Evang. Religionslehrer in Baden haben wir auch ein mal in Karlsruhe getagt. Diese Wochenendtagungen
fanden 2 - 3 x im Jahr statt.
In Stuttgart kamen wir
zusammen, um die Gespräche mit Kirchenleitungen, Ministerien und Verbänden vorzubereiten. (ca 1 bis 1,5 Stunden)
Bei der Bestimmung des
Sprechers sollte zwischen Baden und Württemberg und den Konfessionen gewechselt werden. Das führte dazu, dass zunächst evangelisch/ Württemberg (Hans Wittmann) und später katholisch/ Württemberg
(Josef Funk) dran war. Als ich im Sommer 1993 in den Ruhestand ging, habe ich noch ca. 2 Jahre als Geschäftsführer weitergemacht. Das bedeutete, dass man damals nicht nach Geographie und Konfession
wählte, sondern danach, wer die Aufgabe übernehmen konnte. Voraussetzung für ein solches Vorgehen war, dass (vor allem durch die Arbeitstagungen in Wittnau) alles anfängliche, gegenseitige Misstrauen
verschwand. (Man hatte anfangs z.B. genauestens darauf geachtet, dass bei den Gesprächen im Kultusministerium die beiden Konfessionen gleichviel Mitglieder in das Gespräch delegierten). Das änderte
sich schnell. Man arbeitete bald so gut zusammen, dass auch mal ein evangelischer Teilnehmer katholische Interessen vertreten konnte und umgekehrt. Auf katholischer Seite waren die Teilnehmer eher
konstant (1969 - 1993) während auf evangelischer Seite öfter gewechselt wurde. Bei den Sachfragen war man sich meist einig. z.B. Leistungskurse in Religion im evangelischen Unterland und im
katholischen Oberland oder den zeitweisen Wechsel in die andere Konfession (11 -13), oder auch bei den Fragen eines Ersatzfaches Ethik.
Letzteres war ein
interessantes Beispiel für eine politisch-diplomatische Kooperation zwischen den Kirchenleitungen ( Schulreferenten ) und den Religionslehrerverbänden. Hans Wittmann erinnert sich, dass OKR Dr. Basse
seine Unterstützung für einen Vorstoß der Verbände zusagte, weil die Kirchen natürlich Interesse an einem Ersatzfach hatten, selbst aber keine entsprechende Initiative ergreifen konnten. (Josef Funk
erinnert sich, dass sein Schulreferent Max Müller eher zurückhaltend argumentiert hat). Ebenfalls forderten wir damals (schon!) die Einführung eines Religionsunterrichts für Muslime in deutscher
Sprache, in öffentlichen Schulräumen, unterrichtet durch Lehrern mit deutscher Facultas.
Der gegenseitige Austausch
führte aber auch zu lustigen Insidergesprächen: Man erfuhr von katholischer Seite, dass man sich in Ermangelung eines Weckers auch von den Armen Seelen im Purgatorium wecken Iassen konnte oder dass
der HI. Antonius auch verloren gegangene Schlüssel fand, allerdings nur gegen einen Obolus für Arme. In Erinnerung geblieben ist auch eine Einladung im Hause von Elmar Dressel: Wir haben einen guten
badischen Wein genossen, dazu viel Eis und einen Rumtopf. Der gemeinsame Heimweg zum Hotel war fröhlich.
Unser Anliegen und Ziel
war, die Belange des Religionsunterrichts nach innen und außen zu vertreten. Das führte zu folgenden Gesprächen:
• Mit dem Ministerium für
Kultus und Sport möglichst einmal jährlich. Dazu reichten wir eine Liste der zu besprechenden Punkte ein. Beim Vortrag unserer Punkte verteilten wir die Aufgaben. Der Minister kam mit seinen
Fachleuten.
Es wurde einmal auch ein
rein katholisches Problem mit den Schulreferenten und dem Ministerium behandelt. Es betraf die Absolventen der Fachhochschule in Freiburg. Sie saßen zwischen allen Stühlen, weil sie eigentlich in
Sekundar 11 unterrichten konnten, durften das aber nicht und hatten damit keine Karriereaussichten.
(Josef Funk hat folgende
Kultusminister in Erinnerung: Hahn; Herzog; Mayer-Vorfelder; Schavan.)
• Mit den Schulreferenten
der 4 Landeskirchen / Diözesen einmal jährlich, (jeweils letzter Punkt ihrer Tagesordnung). Die Schulreferenten hatten kurz nach Gründung des AK ein Arbeitsfrühstück eingeführt, das – mehrmals im
Jahr - bis abends ging.
• Mit den Lehrerverbänden
GEW und Philologenverband sporadisch.
Das Gespräch mit der GEW
war gut, schwierig mit dem Philologenverband (hochnäsig).
• Mit dem
Landeselternbeirat sporadisch. aber nicht unwichtig. Wir trafen uns sowohl mit dem Plenum, als auch mit dem Präsidium im Hotel Zeppelin gegenüber dem Stuttgarter Bahnhof (Der Vorsitzende Graf
Waldburg empfing im Salon 5).
• Mit den Fraktionen des
Landtags sporadisch.(Vor allem mit der CDU).
Winfried Kretschmann und
Dr. Gisela von Canal von den Grünen kamen einmal zu einem Gespräch mit uns in den Südschwarzwald.
• Ein bedeutsames Gespräch
konnten wir in Wittnau auch mit dem em. Bundesverfassungsrichter Böckenförde führen. Dabei ging es um die Auslegung von Art. 4 und 7 GG (besonders auch um die Frage, ob RU verfassungsgemäß nur unter
der Bedingung der Einheit der Trias (Lehrplan, Lehrer, Schüler) sei, wie von katholischer Seite behauptet. B. hatte für diese Position keinerlei Verständnis. Wir haben dann seine Argumentation
übernommen.
In den alten Bundesländern
gab es (unseres Wissens) keine dem AK vergleichbare ständige Vertretung der evang. und kath. Religionslehrer. Dafür wurde von manchen Erfahrungen nicht-gelungener Zusammenarbeit berichtet. Auf dieser
Bundesebene haben wir (E. Dressel, J. Funk. Mitglieder des Bundesvorstands) erreicht, dass der Kontakt zu den evang. Verbänden (trotz einiger Widerstände!) nicht abgerissen ist. Auch auf
Evangelischer Seite wirkte die Erfahrung des AK (H. Wittmann, AEED-Vorsitzender) ermutigend im Blick auf die ökumenische Kooperation. In Wittnau stand auf jeder Tagesordnung der Punkt AEED / BKR
(Berichte von den Dachverbänden und Überlegungen, was wir dorthin „transportieren“ wollten).
Bei den großen Tagungen in
Bad BoII hat Josef Funk nicht mehr mitgemischt. Er wurde zwar noch informiert, aber war nicht mehr aktiv.
Der erste Besuch des AK bei
Frau Ministerin Schavan war für Josef Funk zugleich die Einführung seines (evang. / württ.) Nachfolgers G. Küenzlen in das Sprecheramt. Im kath. Religionslehrerverband Rottenburg hatte ihn einige
Jahre vorher schon Bernhard Bosold abgelöst.
Der Text wurde von Josef
Funk geschrieben auf Bitten von Hans Wittmann, der gegengelesen und ergänzt hat.
Josef
Funk
Hans
Wittmann
15. April
2008
Der Arbeitskreis der Religionslehrerverbände in Baden-Württemberg (AK) ist ein überkonfessionelles Gremium, in dem die Vertreter der Religionslehrerverbände in
Baden-Württemberg gemeinsam die Belange der ordentlichen Schulfächer evangelische und katholische Religionslehre in allen Schularten vertreten.
Die Anfänge des AK reichen in die frühen 1960er-Jahre zurück: Die Herausforderungen durch gemeinsame Problemstellungen waren für alle Kolleginnen und Kollegen im Religionsunterricht so groß, dass es
zunächst zu vereinzelter und später zu regelmäßiger Zusammenarbeit zwischen den Religionslehrerverbänden kam. Seitdem ist der AK ein gemeinsam regelmäßig tagendes Gremium, in dem die Vertreter der
evangelischen und katholischen Religionslehrerverbände der beiden Diözesen, Erzdiözese Freiburg und Diözese Rottenburg-Stuttgart, und der beiden Landeskirchen, badische und württembergische
Landeskirche, in Baden-Württemberg zusammen beraten.
Wir beziehen unseren Auftrag und unser Selbstverständnis als Lehrkräfte und Mitverantwortliche für Schule und Bildung aus dem christlichen Glauben. Er bildet das
Fundament unserer Verpflichtung zur Erhaltung der Schöpfung und zur tatkräftigen Solidarität mit allen Mitmenschen. Grundlage unseres Handelns ist dabei das biblische Menschenbild, das den Menschen
als geliebtes Geschöpf Gottes auffasst und darin seine unantastbare Würde ausgedrückt sieht. In ihr sehen wir zugleich den Auftrag, uns auf der Basis der christlichen Soziallehren im
gesellschaftlichen und interreligiösen Diskurs zu engagieren. Darin sehen wir uns mit unseren Kirchen und der gelebten religiösen Praxis verbunden. Konkret leiten wir daraus für den RU ab, dass er
der Ort ist, an dem junge Menschen ihre Fragen nach Gott, nach der Welt und nach sich selbst stellen dürfen und ihnen Sinnorientierung aus dem christlichen Glauben angeboten wird.
Dabei sehen wir die religiöse Bildung als einen umfassenden Prozess von der Elementarstufe über die Primar-, Sekundarstufe und Kursstufe bis in das berufliche Schulwesen an.
Unsere Arbeit im AK ist dadurch motiviert, die Akzeptanz des Religionsunterrichts in allen Bereichen und bei allen am Schulleben beteiligten Gruppierungen zu festigen und profilieren. Ebenso vertreten wir die Interessen und Anliegen unserer Mitglieder. Unsere Arbeit im Einzelnen:
• Fachgemeinschaft evangelischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer in Württemberg e.V. (fg)
• Fachverband evangelischer Religions-lehrerinnen und Religionslehrer in Baden e.V. (fv)
• Bundesverband katholischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer an Berufsbildenden Schulen e.V. (VKR)
• Verband der katholischen Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Erzdiözese Freiburg (VKRF)
• Verband der Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. (VRRRS)
www.ak-religionsunterricht-bw.de/
AK-Sprecher:
Dr. Stefan Meißner
Burgstraße 45
72764 Reutlingen
s.meissner-reutlingen@web.de
Das Leitbild in der Druckversion als pdf-Datei